Für Wände, Decken und Fußböden müssen nicht immer nur reine Weißtöne zum Einsatz kommen. Gebrochene Weißtöne bieten viele gestalterische Vorteile. In England etwa haben sie deshalb eine lange Tradition im Interior Design.
In Deutschland wurde über Jahrzehnte die Qualität einer weißen Wand- und Deckenfarbe an ihrem möglichst hohen Weißgrad festgemacht. Eine bekannte deutsche Farbenmarke warb sogar jahrzehntelang ausdrücklich mit ihrem besonders weißen Weiß.
Aus gestalterischer Sicht ist diese Fixierung auf einen möglichst hohen Weißgrad nicht nachvollziehbar. Der einzige Vorteil, den besonders weiße Wände bieten, ist eine durch sie mögliche Energieeinsparung bei der Beleuchtung des Raumes, da weniger künstliches Licht benötigt wird. Noch in den 1990er-Jahren waren Beleuchtungskosten ein erheblicher Faktor- Und so lohnte es sich damals durchaus, dass das Streichen der Wände und Decken eines Produktionswerks des Automobilherstellers Mercedes mit einem besonders weißen Weiß diese Kosten um rund 20 Prozent sinken ließ. In Zeiten von LED-Birnen spielt dieser Vorteil jedoch keine Rolle mehr.
Galerie: Off-White Töne von Farrow & Ball
Nachdem dieses Argument für helle Weißtöne verschwunden ist, überwiegen mittlerweile ihre Nachteile. So sorgt ein hoher Weißgrad dafür, dass der Weißton besonders stark wahrgenommen wird. Dies sorgt dafür, dass, entgegen der landläufigen Meinung, ein helles Weiß Räume optisch verkleinert, da sich Wände und Decken dem Betrachter aufdrängen und so gefühlt näher an ihn heranrücken.
Auch wirken Bilder und Möbel vor einem besonders weißen Weiß als Fremdkörper. Nicht ohne Grund sind viel deutsche Museen in den letzten Jahren dazu übergegangen, ihre Wände farbig zu streichen. Sie kehren damit zu einem Farbkonzept zurück, das bis weit ins 20. Jahrhundert hinein auch hierzulande üblich war.
Galerie: Off-White Töne von Little Greene
Anders als in Deutschland gibt es in England eine lange Tradition, gebrochene und gedeckte Weißtöne, zu verwenden. Hier werden sogar Farben als Weißton bezeichnet, die hierzulande bereits als Volltöne gelten: Der Farbton Elephant‘s Breath des Traditionsfarbherstellers Farrow & Ball zum Beispiel ist für den deutschen Betrachter eher ein Ocker oder Umbra. Dennoch gilt Elephant‘s Breath als Off-White, also als gebrochenes Weiß, und war einer der Standardfarbtöne der englischen Herrenhäuser des 19. Jahrhunderts für Wände und Decken. Bis heute ist er einer der beliebtesten Farben aus der Palette von Farrow & Ball.
Galerie: Off-White Töne von Morris & Co
Um noch einmal auf die Überschrift dieses Beitrages zurückzukommen: Weiß ist auch deshalb nicht gleich Weiß, weil jeder Weißton auch weitere Farbnuancen enthält. Dies lässt sich für die Raumgestaltung nutzen: Je nach Blau-, Grün- oder Rotanteil lässt sich so eine weiße Wand hervorragend auf Möbel und Accessoires abstimmen.
Galerie: Off-White Töne von Paint & Paper Library
Der besondere Charakter gebrochener Weißtöne wird durch die besonderen softmatten und samtweichen Finishes englischer Emulsions- und Kreidefarben unterstützt.
Galerie: Off-White Töne von Sanderson
Galerie: Off-White Töne von Zoffany
Gerne unterstützt Raumausstattermeister Kai Bergen Sie bei der individuellen Wandgestaltung. In einem Zoom-Call berät er Sie zur Auswahl Ihrer Tapete und den dazu passenden Farben aus dem Sortiment von MEINEWAND. Diese Farbberatung ist für Sie kostenlos.
Verpassen Sie keinen neuen Blog-Artikel mehr!
Wir informieren Sie per E-Mail über jeden neuen Blog-Artikel.
Bildquellen: Farrow & Ball, Little Greene, Morris & Co, Paint & Paper Library, Sanderson, Zoffany: Teaser: Zoffany