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Keine Angst vor großen Mustern

Geschrieben von Robin Kreide | 29.10.2024

Die schwedische Designerin Lisa Bengtsson liebt großformatige Tapetenmuster. Im Interview mit Robin Kreide gibt sie Tipps, wie sich die ikonischen Tapeten ihrer Marke Studio Lisa Bengtsson perfekt in einen Raum einfügen.

Robin Kreide: Lisa Bengtsson, wie lässt sich dein Designansatz am besten beschreiben?

 

Lisa Bengtsson: Ich mag das Unerwartete, das Einzigartige. Deshalb würde ich davon ausgehen, dass ich nicht Designs für jedermann entwerfe, sondern für Menschen, die bei der Dekoration ihrer Räume mutig sein oder ihrem Wohnraum etwas Humor verleihen möchten.

 

"Meine Ideen entstehen spontan."


Robin: Woher kommen die Ideen zu den Mustern?

 

Lisa: Meine Inspirationen kommen aus meinem Leben. Sie können von meinen Kindern oder aus jeder anderen Situation stammen. Meine Ideen entstehen daher sehr spontan.

Tapete Hippo von Studio Lisa Bengtsson

 

Robin: Wie kam es zum Beispiel zu deinem bekannten Muster Hippo?

 

Lisa: Ich war zu der Zeit in Kenia und vollkommen überwältigt von der Natur des Landes und all den wunderbaren Charakteren, sowohl Tieren als auch Pflanzen, die in dieser Natur leben. Wie die Flusspferde. Als Grafikdesignerin denke ich viel in Kompositionen. Bei den Flusspferden habe ich mich gefragt, was wohl passieren würde, wenn ich immer eines auf den Rücken eines anderen klettern lassen würde. So entstand die Idee für das Hippo-Muster.

 

 

Robin: Skandinavien und Schweden im Besonderen haben eine lange Tradition beim Tapetendesign. Eine der grundlegenden Ideen dieser Tradition ist es, Designs zu entwickeln, die in möglichst vielen Räumen funktionieren und zu möglichst vielen unterschiedlichen Menschen gleichermaßen gut passen. Wo würdest du dich in dieser Tradition einordnen?

 

Lisa: Ich bin wahrscheinlich das genaue Gegenteil von all dem (lacht). Tatsächlich wurde mir zu Beginn meiner Karriere oft gesagt, dass ich keine typische schwedische Designerin sei. Es ist nicht so, dass ich viele Aspekte des skandinavischen Designansatzes nicht mag. Aber ich fand immer, dass es weitaus mehr gibt, mit dem ich arbeiten kann. Es gibt so viele kreative Möglichkeiten für mich als Designerin, wenn ich den Ideen folge, die mir persönlich gefallen.

 

"Für mich ist Farbe sehr wichtig."

 

Und dann gibt es da noch das Thema der Farbe im zeitgenössischen skandinavischen Design. Wenn man zurückdenkt, so hatten wir mit den Designs der legendären historischen Marke Svenskt Tenn sehr farbenfrohe schwedische Designs, die zwischen 1920 und 1950 entstanden sind. Bis heute sind diese Designs ikonisch, aber dennoch wünschen sich die meisten Schweden im Moment Räume mit weißen Wänden und zurückhaltenden Farben und die schwedische Design-Szene geht darauf ein. Dieser Trend hat meiner Meinung nach vor rund zwanzig Jahren begonnen und setzt sich bis heute fort. Ich finde das erstaunlich, da wir hier im Norden mit unseren langen Wintern ja so wenig Sonne im Jahr haben, aber trotzdem so wenig Farbe in unseren Räumen nutzen, um sie in den dunklen Monaten etwas aufzuhellen und freudiger zu gestalten. Für mich ist Farbe sehr wichtig, es ist ein zentrales Element meiner Arbeit.

 

Tapete Rock on von Studio Lisa Bengtsson

 

Robin: Ist dein Designprozess eher schnell oder langsam?

 

Lisa: Ein bisschen von beidem. Ich bin sehr schnell mit meinen ersten Entwürfen. Das liegt daran, dass meine Inspirationen ja meist spontan sind. Ich nutze diese erste Phase, um zu testen, ob eine Idee funktioniert. Wenn ich dann zu dem Schluss komme, dass sie funktioniert, beginne ich mit der Arbeit an den Details und verlangsame den Prozess.

 

 

Robin: Wie gehst du bei der Farbgestaltung vor?

Lisa: Ich verwende immer viel Zeit auf die Auswahl der Farben für meine Designs. Für mich ist es wichtiger, nur wenige, aber dafür ideale Farbkombinationen zu finden, als zehn oder fünfzehn verschiedene, von denen einige besser funktionieren als andere. Ich bin immer auf der Suche nach Farbkombinationen, die so perfekt wie möglich zum Muster passen. Und ich verwende Farbe auch immer, um meinen Mustern Wärme zu verleihen.

 

"Ich verwende Farbe, um meinen Mustern Wärme zu verleihen."

 

Außerdem versuche ich immer, den richtigen Punkt zwischen zu viel Farbe und nicht genug Farbe zu finden. Bei Tapeten ist das sehr wichtig. Da ich auch Stoffe entwerfe, habe ich den Vergleich: Ein sehr farbenfrohes Kissen auf einem Sofa ist vollkommen in Ordnung. Die gleiche Farbintensität an einer Wand kann jedoch zu viel sein.

Tapete Dodo von Studio Lisa Bengtsson

 

Tapete Sunflower Purple von Studio Lisa Bengtsson

 

Robin: Was ist der nächste Schritt?

 

Lisa: Wenn ich das Gefühl habe, dass ich all meine Arbeit an dem neuen Muster erledigt habe, gehe ich damit zu Ulricehamns Tapetfabrik, die meine Tapeten herstellen. Ihr Farbmeister Thomas Johannsson arbeitet seit über 30 Jahren mit Farbe, und gemeinsam gehen wir jeden Farbton durch und machen die Feinabstimmung. Das ist für mich jedes Mal ein sehr wichtiger Schritt, bevor die Produktion einer neuen Tapete beginnt.

 

 "Für mich ist Tapete die Kleidung für einen Raum."

 

Robin: Du arbeitest sowohl mit Tapeten als auch mit Stoff. Was ist dein bevorzugtes Material?

 

Lisa: Ich habe mit Tapeten angefangen und gestalte auch heute noch hauptsächlich Tapeten. Ich mag dieses Medium sehr. Für mich ist Tapete die Kleidung für einen Raum. Sie zieht sozusagen den Raum an. Natürlich haben Tapeten für mich als Designerin aufgrund des Rapports ihre ganz eigenen Einschränkungen. Tatsächlich kann die Arbeit mit dem Rapport manchmal ziemlich knifflig sein. Aber ich mag diese Herausforderung und versuche immer, so viel wie möglich aus dem Muster herauszuholen und die Elemente des Designs so groß wie möglich zu gestalten.

 

Tapete Hippo Beige von Studio Lisa Bengtsson

 

Robin: Die Ansicht, dass große Muster eine Herausforderung bei der Gestaltung eines Raumes darstellen, ist weit verbreitet. Siehst du das genauso? 

 

Lisa: Tatsächlich lassen sich kleine Muster in einem Raum oft einfacher verwenden. Aber ich denke mir immer, dass es bereits genug kleine Muster gibt (lacht). Außerdem mag ich persönlich einfach große Muster. Man sollte keine Angst davor haben, sie in einem Raum einzusetzen. Was ich allerdings raten würde, ist, sie mit anderen Mustern zu kombinieren. Wenn man nur eine Wand tapeziert und den Rest des Raums in schlichtem Weiß belässt, fällt eine groß gemusterte Tapete sofort ins Auge und kann ziemlich überwältigend wirken. Es kann sich so anfühlen, als würde das Muster nicht zum Raum dazugehören. Wenn man jedoch andere große oder kleine gemusterte Objekte wie Kissen, Vorhänge oder Teppiche in den Raum bringt, beginnt die Tapete, zum Raum zu gehören. Ich nenne dieses Konzept „Harmonisierung des Tapetenmusters“, indem man weitere Muster im Raum arrangiert.

 

"Ich mag einfach große Muster."

 

Robin: Welchen Rat würdest du jemandem geben, bei dem die Auswahl einer Tapete für einen Raum ansteht?

 

Lisa: Der erste Schritt besteht darin, herauszufinden, was einem wirklich gefällt. Man sollte sich auf Instagram oder Pinterest umsehen und herausfinden, was sein persönlicher Stil ist und welche Farben einen ansprechen.

Man sollte auch keine Angst vor Mustern haben. Ich höre oft: Kräftige Muster machen einen Raum dunkler. Wenn man aber mehrere Lichtquellen, ich spreche von mindestens fünf oder sechs, im Raum verteilt, ist der Raum nicht mehr dunkel. Stattdessen wird er dank des Musters gemütlich.

 

Tapete Swan Lake von Studio Lisa Bengtsson

 

 

"Es empfiehlt sich immer, verschiedene Dinge an eine tapezierte Wand zu hängen."

 

Robin: Moderne Häuser haben oft viel Fensterfläche, um Licht hereinzulassen, und nur wenige Innenwände, um einen offenen Wohnraum und Küchenbereich zu schaffen. Der Platz zum Tapezieren ist dadurch recht begrenzt geworden.

 

Lisa: Mein Rat lautet hier: man sollte nicht die letzte freie quadratische Wand für die Tapete nutzen. Stattdessen sollte die Tapete um die Fenster und in den Fensternischen angebracht werden oder die kleine Wandfläche neben den Türen und über den Türen für sie genutzt werden. Auf diese Weise wird die Tapete zur Kleidung des Raumes. Andernfalls bleibt sie oft nur ein interessantes Muster, das nicht wirklich in den Raum gehört. Darüber hinaus empfiehlt es sich immer, verschiedene Dinge an eine tapezierte Wand zu hängen: Bilder, kleine Bücherregale, was auch immer einem gefällt. Auf diese Weise beginnt der Raum mit dem Muster zu verschmelzen.

 

 

Robin: Unsere Kunden kombinieren Tapeten gerne dazu passenden Wandfarben. Hast du vielleicht ein paar Farbempfehlungen für einige deiner Tapeten? Auch unser Farbberater Kai freut sich immer über neue Inspirationen.

 

Lisa: Aber natürlich, das mache ich gerne.

 

Robin: Vielen Dank für das Gespräch

 

 

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Bildquelle: Studio Lisa Bengtsson