Der Geist von Arts & Crafts: Tapeten und Farben von William Morris

Bis heute begeistern die Tapeten von William Morris. Dem Mitbegründer der englischen Arts-and-Crafts-Bewegung ist im 19. Jahrhundert gelungen, was Designerinnen und Designer nur selten erreichen: Seine Klassiker passen nicht nur zum klassischen,  britischen Einrichtungsstil, sondern lassen sich auch für moderne Wand-Designs einsetzen. Bis heute werden immer wieder neue, bislang unentdeckte Muster aus  dem Archiv von Morris & Co veröffentlicht. 

Inhalt:

Wer war William Morris?
Was waren die Ideen der Arts-and-Crafts Bewegung?
Wann wurden die ersten Tapeten von William Morris produziert?
Was waren die Inspirationsquellen von William Morris?
Was macht die Bildsprache der Tapeten von William Morris besonders?
Neu entdeckte Motive von William Morris
Wie wurden die Motive von William Morris weiterentwickelt?
Weshalb ergänzen die Farben von Morris & Co die Tapeten von William Morris  so gut?


Wer war William Morris?

Der 1834 geborene William Morris prägte die englische Designwelt des späten 19. Jahrhunderts entscheidend mit. Bis zu seinem Tod im Jahr 1896 machten ihn seine Tapeten- und Textilmuster zu einem europaweit bekannten Gestalter.

Morris gilt als der wichtigste Wegbereiter der englischen Arts-and-Crafts-Bewegung, einem Vorläufer des deutschen Jugendstils. Die Bewegung sorgte unter anderem für die Wiederbelebung der traditionellen britischen Textil- und Handwerkskunst, die seit dem Mittelalter und der Renaissance an Bedeutung verloren hatte.

Was waren die Ideen der Arts-and-Crafts Bewegung?

Bereits als Kind war Morris von der Ästhetik kunsthandwerklicher Alltagsgegenstände begeistert. Als Student gründete er gemeinsam mit Gleichgesinnten die Arts-and-Crafts-Bewegung. Sie strebte die Verbindung von Kunst, Kunsthandwerk und traditionellen handwerklichen Herstellungsprozessen an. Auch die Malerei sollte wieder natürlicher, handwerklicher werden und sich von dem an den Kunsthochschulen der damaligen Zeit gelehrten, eher akademischen Stil unterscheiden. Innenräume sollten mit getöpferten, gewebten Gegenständen oder handwerklich hergestellten Holzmöbeln wohnlicher gestaltet werden.

Ausschnitt einer großen Blüte aus der Tapete Crysanthemum von Morris & Co

Tapete Crysanthemum von Morris & Co

Die Arts-and-Crafts-Bewegung lehnte die maschinelle Herstellung von Textilien ab. Sie sah sich damit auch als Gegenbewegung zur Industrialisierung, die auf Massenproduktion setzte.

Ihr Design hatte bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein großen Einfluss auf die Innenraumgestaltung von Häusern und Kirchen in englischsprachigen Ländern. Gleichzeitig inspirierte sie die Gründer des europäischen Jungendstils. Bis heute lebt ihr Design in den Tapeten und Stoffen von Morris & Co weiter.

Wann wurden die ersten Tapeten von William Morris produziert?

1861 gründete William Morris die Firma Morris, Marshall, Faulkner & Co., die seit 1875 unter dem Namen Morris & Co. firmierte. Zunächst produzierte das Unternehmen Möbel, bald lag der Fokus auf gewebten Teppichen und ab 1862 auf Tapeten. Bis heute werden Tapeten und Stoffe, die auf den Entwürfen von William Morris basieren, unter dieser Marke vertrieben. Mittlerweile gehört sie zum britischen Luxustapetenhersteller Sanderson Design Group, der weltweit für äußerst hochwertige Tapeten bekannt ist.

Das Design der Produkte von Morris & Co folgte den Ideen der Arts-and-Crafts-Bewegung und war unverkennbar von mittelalterlicher Ästhetik und Handwerkskunst inspiriert, die über die Jahrhunderte in Vergessenheit geraten war. Viele der im 19. Jahrhundert entworfenen Morris-Tapetenmuster waren für ihre Zeit revolutionär. Bis heute besitzen sie eine einmalige Wirkung und lassen sich für die Gestaltung von Akzentwänden nutzen. Dezentere Farbvarianten der Motive kommen für gesamte Räume zum Einsatz.

Was waren die Inspirationsquellen von William Morris?

Eine der wichtigsten Inspirationsquellen für William Morris war die Natur. Sie prägte seine Malerei und Designentwürfe. Bereits als Kind begeisterte ihn der große Garten, der sein Elternhaus in Essex umgab. 1860 zog Morris mit seiner Frau in das Red House in Bexleyheath, das ebenfalls über einen großen Garten verfügte und zu einem kreativen Zentrum für ihren künstlerischen Freundeskreis und der Arts-and-Crafts-Bewegung wurde. Auch der Garten von Kelmscott Manor, das Morris und seine Frau in späteren Jahren bewohnte, war eine Inspirationsquelle.

Für die Gestaltung des Gartens von Red House wählten Morris und seine Frau einheimische, seit Jahrhunderten kultivierte Pflanzenarten wie Lilien, Rittersporn, Tulpen und Rosen. Damit standen sie im Gegensatz zum gärtnerischen Mainstream des späteren 19. Jahrhunderts. Während weit verbreitet exotische, tropische Pflanzen in grellen Farben in modernen Gewächshäusern aus Metall und Glas gezüchtet wurden, setzten Morris und seine Frau auf traditionelle englische Gartenpflanzen in freier Natur umgeben von natürlichen Materialien wie Holz und Stein. Sie folgten dem Beispiel mittelalterlicher Gärten, pflanzten Kletterpflanzen und Kräuter an und umzäunten die Beete mit Flechtwerk. Durch seine Gärten holte Morris die Natur direkt vor sein Atelier. Er studierte ihre Farben und Formen und ließ sie in seine Entwürfe einfließen.

 Was macht die Bildsprache der Tapeten von William Morris besonders?

William Morris’ Pflanzenmuster sind keine naturgetreuen, botanischen Zeichnungen. Vielmehr arbeitet er mit subtilen, stilisierten Anspielungen auf natürliche Formen.

Aus der Form von Zweigen, Ranken, Blumen und Blättern werden bei Morris fließende Linien, elegante Wirbel und symmetrische Muster. Designs wie Larkspur von 1872, Willow von 1874 oder Chrysanthemum von 1887, die bis heute weltweit bekannte Klassiker unter den Tapetenmuster sind, begeistern durch üppige Blattranken.

Ausschnitt mit Blättern aus der Tapete Willow von Morris & Co

Tapete Willow von Morris & Co

Strawberry Thief, Pimpernel und Fruit

Das Design Strawberry Thief, das von Morris 1883 entworfen wurde, zeigt Drosseln, die vor einem Hintergrund aus Blumenranken und Blättern Erdbeeren stehlen. Hier lässt sich die Vorliebe von William Morris für geordnete Ornament-Muster erkennen. Das Muster wurde zunächst als Stoffbezug für Polstermöbel verwendet, kam jedoch bald auch als Tapetenmuster zum Einsatz und sorgt bis heute für eine einzigartige Struktur und eine lebensfrohe Note im Raum. Diese Wirkung besitzt auch Pimpernel. Hier nutzt Morris die Spiegelsymmetrie von wilden, vom Wind bewegten Blütenköpfen.

Auch Früchte tauchen in der Designsprache von William Morris wiederholt auf. So zeigt Fruit Zitrusfrüchte, Pfirsiche und Granatäpfel, die durch die leuchtenden Farben ein frisches Ambiente in Küchen und Esszimmer bringen.

Im Stil der Arts-and-Crafts-Berwegung gedeckter Esstisch vor einer Wand, mit der Tapete Strawberry Thief von William Morris

Tapete Strawberry Thief von Morris & Co

Wohnzimmer mit Kasettenwand und Tapete Pimpernel von William Morris

Tapete Pimpernel von Morris & Co

Blick auf eine Badezimmerwand mit Tapete Fruit von William Morris

Tapete Fruit von Morris & Co

Trellismuster

Morris’ Liebe zur Ordnung findet auch in eleganten Trellis-Designs ihren Ausdruck. Trellis war 1862 die erste vom ihm entworfene Tapete. Das Spalier, das mit Rosen verflochten ist und durch Vögel bereichert wird, sorgt für geometrische Ordnung an der Wand.

Klappstuhl vor einer Wand mit der Tapete Trellis von William Morris

Tapete Trellis von Morris & Co

Honeysuckle & Tulip

Honeysuckle & Tulip ist ein frühes Stoffdesign, das ineinander geflochtenes Blattwerk und Blumen in einem gespiegelten Muster zeigt. Die Idee, das Stoffdesign in ein Tapetendesign zu überführen, entstand im sogenannten Honeysuckle Bedroom von Wightwick Manor, für den der Stoff von William Morris und seiner Frau als Wandbekleidung entworfen worden war.

Ausschnitt aus der Tapete Honeysuckle von William Morris

Tapete Honeysuckle & Tulip von Morris & Co

Acanthus

Das Muster Acanthus markiert den Beginn einer Periode, in der Morris großformatige und üppige Designs kreierte. Mit den für ihn typischen Kurven und übereinanderliegenden Schichten erzeugen die Akanthusblätter der Tapete eine dreidimensionale Wirkung, die sich perfekt für eine Akzentwand in Wohnzimmern und Schlafzimmern eignet.

Wohnzimmer mit großem Sofa und großformatiger Arts-and-Crafts-Tapete von Morris & Co

Tapete Acanthus von Morris & Co

Marigold und Jasmin

Ebenfalls typisch für die Tapeten von William Morris ist die Überlagerung des Hauptmusters durch kleinere, zurückhaltende Hintergrundmuster. Das Design Marigold von 1875 folgt diesem Konzept und war eines der Muster, die bereits zu Morris' Lebzeiten sowohl als Tapete als auch als Stoff hergestellt wurden. Gleichermaßen bringt Morris’ Design Jasmin von 1872 die romantisch-verspielte Wirkung von Gartenpflanzen an die Wand. Weißdornblätter und mäandrierende Jasminpflanzen werden hier kombiniert.

Tapete Marigold von Morris & Co, die oberhalb einer Kassettenwand tapeziert wurde

Tapete Marigold von Morris & Co

Scroll

Neben großformatigen Designs entwarf William Morris auch feinere, zurückhaltende Muster. Hierin spiegelt sich wider, dass die Arts-and-Crafts-Bewegung Einfachheit und Klarheit als zentrales Gestaltungsideal empfand. Das Design Scroll von 1871 zeigt ein sanft mäandrierendes Muster, das aus Blättern und Ringelblumen vor einem Hintergrund aus Zweigen besteht und von mittelalterlichen Buchillustrationen inspiriert ist. Es passt in viele Räume und sorgt für eine ruhige Wirkung der Wand.

Wohnzimmer mit Schreibtisch und Arts-and-Crafts-Tapete von Morris & Co

Tapete Scroll von Morris & Co

Neue, bislang unentdeckte Motive von William Morris

In den Archiven von Morris & Co befinden sich noch immer Designs von William Morris, die noch nie als Tapete erhältlich waren. Die Tapeten-Kollektion Emery Walker's House von Morris & Co widmet sich einigen dieser Muster.

So ist etwa die Tapete Bird von einem Wandteppich von 1878, den William Morris für seinen Salon anfertigen ließ, inspiriert. Das Design der Tapete Wallflower stammt aus dem Jahr 1890. Jahrzehntelang war es nicht als Tapete erhältlich und wurde mit der Emery Walker's House-Kollektion wieder in das Sortiment von Morris & Co. aufgenommen. Auch die Blumentapete Bower wurde zusammen mit der Kollektion neu veröffentlicht.

Mit ihrer Mischung aus erstmalig veröffentlichten, wieder aufgelegten oder neu kolorierten Mustern ist die Kollektion eine der interessantesten Inspirationsquellen für eine Raumgestaltung mit Tapeten von William Morris.

Tapete Trent
Tapete Trent
Tapete Bird
Tapete Bird
Tapete Borage
Tapete Bower
Tapete Bower
Im MEINEWAND-Shop finden Sie auf die Tapeten abgestimmte Farbtöne
Tapete Emery's Willow
Tapete Emery's Willow
Tapete Emery's Willow

 

Für den MEINEWAND-Shop hat Raumausstattermeister Kai Bergen jeweils die zu Mustern der Kollektion Emery Walker's House-Kollektion passenden Farben aus dem Farbsortiment von Morris & Co herausgesucht. Sie finden Sie jeweils unter dem Produkt.

Passende_Farben

Wie wurden die Motive von William Morris weiterentwickelt?

Der Designer John Henry Dearles, der zunächst von William Morris selbst ausgebildet wurde, modifizierte später viele von dessen Motiven. Eines seiner Tapetendesigns, das bis heute von Morris & Co produziert wird, ist Bird & Pomegranate. Es ist vom Design Fruit inspiriert und kombiniert dieses mit wunderschönen Illustrationen von Drosseln. Beim Design Golden Lily greift Dearles durch die diagonale Anordnung der verschlungenen Lilien Morris’ Prinzip der Ordnung auf.

Bis heute veröffentlicht Morris & Co Motive in immer neuen Farbvarianten, wie etwa die Tapete Blackthorn von William Morrison.

Flur mit Sitzbank und Arts-and-Crafts-Tapete von Morris & Co

Tapete Bird and Pomegranade von Morris & Co

Wohnzimmer mit großem Sofa und Arts-and-Crafts-Tapete von Morris & Co

Tapete Golden Lily von Morris & Co

Blick von einem Schlafzimmer in ein Badezimmer. Die Wand ist mit der Tapete Blackthorn von Morris & Co tapeziert.

Tapete Blackthorn von Morris & Co

Auch von anderen Herstellern werden die Motive von William Morris regelmäßig neu aufgelegt. So lässt sich seit einigen Jahren das junge englische Tapetenlabel House of Hackney von Morris-Designs inspirieren und verwendet häufig üppige Blattelemente, Ornamentmuster und stilisierte Blüten von William Morris. Viele von ihnen sind nah am Original, wurden aber farblich leicht überarbeitet.

Wohnzimmer mit Kamin und Arts-and-Crafts-Tapete von House of Hackney

Tapete Golden Lily von House of Hackney

Weshalb ergänzen die Farben von Morris & Co die Tapeten von William Morris  so gut?

Fast alle Tapeten, die Morris entwarf, wurden im 19. Jahrhundert mit Hilfe von handgeschnittenen Holzblöcken gedruckt. Die Farbstoffe gewann Morris aus Pflanzen, wie etwa Indigo. Morris’ enge Orientierung an der Natur spiegelt sich auch in dem von ihm verwendeten Farbspektrum wider, das ruhige, klare und überwiegend eher dunkle Grün- und Brauntöne enthält.

Tapetenmuster und Farbtöpfe, die zu einem Moodboard kombiniert sind

Alle Tapeten und Farben von Morris & Co sind bei MEINEWAND erhältlich.

Die Tapetenmarke Morris & Co ließ sich davon inspirieren und hat eine vielseitig einsetzbare Palette mit 40 zeitlosen Farbtönen für Wände, Holz- und Metalloberflächen entwickelt. Sie ist eine Hommage an die faszinierenden Designs von William Morris und die Geschichte des Unternehmens. Inspiriert von Original-Rezepten aus dem 19. Jahrhundert und den Musterbüchern von William Morris entstanden äußerst hochwertige Farben, die perfekt auf die Designs der Tapeten abgestimmt sind. Sie verfügen über die für englische Farben typische, enorme Farbtiefe und ausgezeichnete Verarbeitungseigenschaften.

Passende Farben im MEINEWAND-Shop finden

Im MEINEWAND-Shop habe ich für viele Tapete bereits zu ihnen passende Farbtöne zusammengestellt. Sie finden sie jeweils unterhalb der Tapeten.

 

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Gerne unterstütze ich Sie bei der individuellen Wandgestaltung. In einem Zoom-Call berate ich Sie zur Auswahl Ihrer Tapete und den dazu passenden Farben unserer Hersteller. Diese Farbberatung ist für Sie kostenlos.

   
 
     

 



Bildquellen: Morris & Co, House of Hackney (1)