"Wer kein Grün mag, mag kein Grün."
meinewand.com-Gründer Sebastian Stahl und meinewand.com-Farbberater Kai Bergen sprachen mit Patrick O'Donnell, dem internationalen Markenbotschafter und VIP-Farbberater von Farrow & Ball, über seine Herangehensweise an Innenraumgestaltung mit Farbe und das neue, reformulierte Finish Dead Flat von Farrow & Ball.
Sebastian Stahl: Patrick, wer sich schon länger für Farrow & Ball interessiert, kennt dich als eines der prominentesten Gesichter der Farrow & Ball-Videos auf Instagram. Könntest du dich für diejenigen, die dich noch nicht kennen, kurz vorstellen?
Patrick O’Donnell: Ich bin seit über zehn Jahren bei Farrow & Ball, habe in unseren Showrooms als Farb-Berater gearbeitet, dann den weltweiten Farbberatungsservice von Farrow & Ball geleitet und bin, wie du bereits erwähnt hast, jetzt internationaler Markenbotschafter für Farrow & Ball. In diesem Rahmen unterstütze ich weltweit tätige Interior-Designer, mache Farbberatungen für unsere VIP-Kunden, schreibe Artikel rund um das Thema Farbgestaltung, bin auf unseren Social-Media-Kanälen aktiv und bin Ansprechpartner für Redaktionen, wenn es um Farben und Tapeten von Farrow & Ball geht.
Sebastian: Welche Trends siehst du im Moment bei der Farbgestaltung?
Patrick: Nach wie vor sehr beliebt sind Blau- und Grüntöne. Das liegt daran, dass beides einfach zwei wunderschöne Farbfamilien sind, mit denen es sich in einem Raum wunderbar leben lässt. Was wir bemerken, ist, dass etwas verstärkt mitteltönige Blau- und Grüntöne gefragt sind, so z. B. unser elegantes Oval Room Blue oder Selvedge und einer unserer neuen Blautöne, Kittiwake, der sich durch eine helle, luftige Frische auszeichnet.
Ebenfalls im Trend liegt Gelb, vor allem bei Schrankmöbeln: Sudbury Yellow oder das kräftige Babouche wirken zum Beispiel als Farbe für Küchenschränke sehr anregend und ziehen Aufmerksamkeit auf sich. Bei Bedarf kann ihre Wirkung durch Wände und Decken in einem sanften Off-White wie School House White abgemildert werden.
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Kai Bergen: Als internationaler Markenbotschafter arbeitest du sowohl mit Designern aus Großbritannien als auch mit Designern aus Nordamerika zusammen. Beide Regionen haben ihre eigene Herangehensweise beim Thema Farbe. Darüber hast du bereits in einem Interview mit dem Blog "The Chromologist" von Farrow & Ball gesprochen. Wie unterscheiden sich europäische und insbesondere deutsche Inneneinrichtungen von denen in Großbritannien und den USA?
Patrick: Großbritannien unterscheidet sich mit seiner reichhaltigen Farbpalette für Innenräume deutlich von anderen nordeuropäischen Regionen. In Ländern wie Deutschland, den Niederlanden und dem Großteil Skandinaviens ist die Farbpalette deutlich schlichter und bewegt sich oft eher im Bereich von Neutral- oder Weißtönen, die aber gerne durch einige dunklere Farbakzente ergänzt werden. Ich denke dabei zum Beispiel an Slipper Satin in Kombination mit Green Smoke oder Shaded White zusammen mit Stiffkey Blue. Aber wir sehen auch immer wieder, dass lebhaftere Farbtöne für Akzente eingesetzt werden, wie zum Beispiel unser neuer, feuriger Rotton Bamboozle, der etwa als Akzentton für ein Bücherregal im Wohnzimmer hervorragend funktioniert.
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Sebastian: Farrow & Ball hat vor kurzem sein berühmtes, ultra-mattes Finish Dead Flat neu aufgelegt. Welche Vorteile bietet die neue Formel aus deiner Sicht?
Patrick: Zunächst einmal muss ich unserem Chemiker-Team ein ganz großes Lob aussprechen. Die fünf Jahre, die das Team daran gearbeitet hat, haben sich wirklich gelohnt. Alle bei uns sind vollkommen begeistert vom neuen Dead Flat. Die klassische Farrow & Ball-Ästhetik eines ultra-matten Finishes wurde bewahrt, gleichzeitig ist es jetzt bestens für den Alltag gerüstet, auch dann, wenn es im Haus oder der Wohnung einmal etwas lebhafter zugeht: Das neue Finish ist scheuerbeständig, vollständig abwaschbar und abwischbar und kann für Wände, Holzverkleidungen und Metall genutzt werden. Seine Farbtiefe ist noch satter, vor allem bei Farben am dunkleren Ende des Spektrums. Das neue Dead Flat ist das ideale Finish für nahezu jeden Raum. Für Küchen und Badezimmer raten wir mit Blick auf Beanspruchungsfähigkeit allerdings nach wie vor zu Modern Emulsion oder Modern Eggshell.
Kai: Die neue Formel macht Dead Flat ja ideal für Colour Drenching. Kannst du zunächst noch einmal das sehr englische Konzept des Colour Drenchings beschreiben und uns etwas über die Wirkung sagen, die der ultramatte Look von Dead Flat dabei aus deiner Sicht auf einen Raum hat?
Patrick: Colour Drenching bedeutet, dass jede Oberfläche in einem Raum mit derselben Farbe überzogen wird - von den Wänden über die Decke und die Holzverkleidung bis hin zu Metalloberflächen, wie zum Beispiel die Heizkörper. Von Dead Flat, das einen sehr niedrigen Glanzgrad von nur 2 % hat, wird das Licht wunderbar absorbiert, vor allem bei dunkleren Farben. Die Wände sehen dann fast wie Wildleder aus, extrem elegant und dennoch dezent.
Kai: Beim Colour Drenching muss man sich ja für eine Farbe entscheiden, ist aber oft praktisch frei in der Wahl der Farbe, vor allem dann, wenn es keinen Bezugspunkt in Form einer anderen Farbe im Raum gibt. Nach welchen Kriterien gehst du in solchen Fällen vor?
Patrick: Man kann sich auch in diesen Fällen an die gleichen Grundsätze wie bei anderen Farbentscheidungen halten. Man sollte also die Ausrichtung des Zimmers berücksichtigen (Norden, Osten, Süden, Westen), sich überlegen, zu welchen Farben man sich persönlich hingezogen fühlt, und darüber nachdenken, wie der Raum am Ende wirken soll, also ob sein Eindruck am Ende eher ruhig, eher gemütlich oder frisch usw. sein soll.
Ein Raum, der beim Colour Drenching mit Skimming Stone Dead Flat gestrichen wird, fühlt sich am Ende sanft an. Ein Raum, der in Hague Blue Dead Flat gestrichen ist, wirkt dagegen tendenziell dramatisch und sexy. Wenn für das Colour Drenching unser Farbton Red Earth zum Einsatz kommt, macht dies den Raum gemütlich und warm.
>> Zum Finish Dead Flat von Farrow & Ball
Sebastian: Hierzulande werden Innenräume oft in reinen Weißtönen, also nicht in Off-White-Tönen, gestrichen. Kräftige Farben werden in der Regel nur für einzelne Wände und praktisch nie für Decken verwendet. Als einen Grund hierfür nennen uns unsere Kunden immer wieder, dass sie befürchten, dass ein kräftiger oder dunkler Ton den Raum kleiner wirken lässt. Wir selbst haben kürzlich eines unserer Büros komplett mit Book Room Red gestrichen und haben dabei wieder einmal das genaue Gegenteil festgestellt: Der Raum wirkt jetzt breiter und die Decke höher. Wie stehst du zu Colour Drenching mit kräftigen oder dunklen Tönen?
Patrick: Wenn alles in einer Farbe gestrichen wird, werden die Kontraste beseitigt. Man nimmt also auch in kleinen Räumen weniger wahr, wo die Wand endet oder wo sie etwa durch einen Türrahmen unterbrochen wird. Es ist deshalb eben gerade für kleinere Räume ein sehr guter Ansatz, weil es den Raum größer macht. Dunklere Farben haben noch eine weitere Wirkung: Sie machen den Raum gemütlicher, intimer und wohnlicher.
Kai: Als Farbberater wissen wir viel über Farbpsychologie, d. h. darüber, wie Farben auf Menschen wirken. Dennoch neigen viele unserer Kunden am Ende einer Farbberatung dazu, sich eher intuitiv für den einen oder anderen Farbton zu entscheiden, einfach weil sie die eine Farbe mehr mögen als die andere. Was hältst du von diesem eher persönlichen Ansatz bei der Farbauswahl?
Patrick: Ich würde immer eher nach der persönlichen Wahl gehen als nach dem farbpsychologischen Nutzen, den eine Farbe in einem Raum haben kann. Natürlich wissen wir zum Beispiel, dass Grüntöne Ruhe und Gelassenheit vermitteln können, aber wer kein Grün mag, mag eben kein Grün (lacht). Ein Zuhause sollte aus meiner Sicht immer die Personen widerspiegeln, die darin leben. Was ich als Farbberater tun kann: Menschen dabei helfen, den richtigen Farbton zu wählen und dabei ihre persönlichen Bedürfnisse und Vorlieben verstehen.
Sebastian: Seit vielen Jahren gehören Skimming Stone 241 und Elephant's Breath 229 zu den Favoriten unserer Kunden. Was, glaubst du, ist der Grund für ihren anhaltenden Erfolg?
Patrick: Viele Menschen mögen einfach Neutraltöne und Off-White-Farben, weil sie unser elementares Bedürfnis nach Sicherheit erfüllen. Außerdem drängen sie sich im Raum nicht auf und lassen sich gut mit Stoffen und Bildern kombinieren. Die große Flexibilität von Skimming Stone und Elephant's Breath liegt auch an ihrer sanften Lila/Grau-Nuance, die ihnen trotz ihre neutralen Tons Charakter verleiht.
>> Zu den Farben von Farrow & Ball
Kai: Sehr beliebt bei unseren Kunden ist die Kombination von Tapeten mit passenden Farben. Farrow & Ball bietet neben seinen Farben ja auch eine kleine, sehr schöne Auswahl an Tapeten. Kannst du uns zum Schluss noch ein, zwei Ideen für spannende Kombinationen aus Farrow & Ball-Tapeten und Farrow & Ball-Farben mit auf den Weg geben?
Patrick: Gerne! Da fange ich doch gleich einmal mit der Tapete Lotus an. Sie ist eines unserer meistverkauften Damast-Designs. Insbesondere in der Farbvariante BP20 53, die Oval Room Blue und Pointing enthält, strahlt sie eine schlichte Eleganz aus. Wenn man sie zusammen mit dem dunkleren Inchyra Blue etwa bei Holzleisten und Türen kombiniert, entsteht ein sehr moderner unglaublich nuancierter Look.
Etwas verspielter und daher ideal auch für ein Kinderzimmer ist unsere Tapete Aranami BP46 04. Sie lässt sich hervorragend mit einem kräftigen, hellen Farbton wie Rangwali, etwa für eine Holzvertäfelung kombinieren. Das leuchtende Pink stellt einen starken Kontrast dar, besitzt aber gleichzeitig ein ähnliches Gewicht wie der Farbton St. Giles Blue, der in der Tapete vorkommt. Bei dieser Kombination bietet es sich an, gleichzeitig die Decke in Middleton Pink zu streichen. Dies wirkt sehr stimmig, weil Middleton Pink eine enge Verbindung zu Rangwali hat.
Sebastian: Vielen Dank für das sehr inspirierende Gespräch, Patrick. Unsere Leser und wir haben viele neue Anregungen für unsere tägliche Arbeit mit Farrow-&-Ball-Farben bekommen. Wir freuen uns bereits jetzt auf das nächste Interview mit dir.
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Bildquellen: Farrow & Ball