Tapeten mit Gemälden und Bildern kombinieren

Tapeten und Gemälde lassen sich gut kombinieren. Im Blog hat MEINEWAND-Farbexperte Kai Bergen zusammengestellt, was es dabei zu beachten gilt. Sebastian Stahl sprach darüber mit dem Galeristen Oliver Ahlers, der Werke der Klassischen Moderne vor einer Vogeltapete von Osborne & Little präsentiert.

Die Tapete kehrt zum Bild zurück

Da Bilder und Gemälde historisch einer wohlhabenden Bevölkerungsschicht vorbehalten waren, wurden sie in vergangenen Jahrhunderten fast immer auf Wandbespannungen aus Stoff oder Tapeten gehängt. Dies wurde auch in Museen und Galerien praktiziert. Ab den späten 1970er-Jahren jedoch wurde die Architektur in Museen und Galerien immer reduzierter. Die Wände wurden fast nur noch weiß gestrichen oder bei Neubauten in Sichtbeton ausgeführt.

Das ändert sich seit einigen Jahren wieder. Farbige Wände, wie es sie neben Tapeten und Stoffen über Jahrhunderte in Kunstsammlungen und Museen gab, kehren zurück. In England, einem Land mit großer Tapetentradition werden seit Längerem in Galerien auch wieder Tapeten als Hintergrund für Bilder genutzt.

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Tapete Turgraes von Boråstapeter

Welche Tapetenmuster lassen sich besonders gut mit Bildern und Gemälden kombinieren?

Auf den ersten Blick lassen sich Bilder sehr gut mit eher zurückhaltenden Tapetenmustern kombinieren. Reizvoll ist jedoch auch die Kombination aus ausdrucksstarken Tapeten und Bildern. Das kann auch eine moderne Tapete sein, die mit Kunst aus dem 19. Jahrhundert kombiniert wird. Ein Mix der Epochen sorgt für Spannung.

Sind dunkle oder helle Tapeten besser geeignet?

Ob dunkle oder helle Tapeten hängt davon ab, welche Wirkung erzielt werden soll. Dunkle Tapeten können die Farben eines Bildes zum Leuchten bringen können und dadurch das Bild in den Mittelpunkt der Wand stellen.

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Tapete Fruit von Morris & Co

Welcher Stilepochen lassen sich besonders gut mit Tapeten kombinieren?

Bilder aus Epochen bis zur klassischen Moderne funktionieren fast immer. Bei abstrakter Malerei hängt es vom Motiv ab. Wenn das Motiv sehr filigran ist, muss man aufpassen, dass die Tapete nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich zieht.

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Tapete Pine von Sandberg

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Tapete Camelot Garnet von House of Hackney

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Tapete Yellow Bird von  Rebel Walls

Was sollte man bei der Auswahl des Bilderrahmens beachten?

Der Rahmen ist neben dem Bild und der Tapete das dritte Element. Auch hier gilt: Viele Kombinationen sind möglich. Man muss es einfach ausprobieren.

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Tapete Artemis von House of Hackney


Interview

„Ich mag es, die Wand immer wieder zu verändern“

Über die Kombination von Gemälden und Tapete sprach Sebastian Stahl mit Oliver Ahlers, dem Gründer und Inhaber der Galerie Ahlers.

Durch die bodentiefen Fenster fallen Sonnenstrahlen in den Innenraum der Galerie in Göttingen. Sie treffen auf ein Gemälde von Franz Radziwill. Es hängt vor einer in Grün gehaltenen Tapete von Osborne & Little mit verschiedenen Vögeln. Hier treffe ich Oliver Ahlers.

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Der Göttinger Galerist Oliver Ahlers

Sebastian Stahl: Herr Ahlers, wie kam es dazu, dass an dieser Stelle in Ihrer Galerie eine Wand mit Tapete zu finden ist?

Oliver Ahlers: Hier wurde kürzlich umgebaut. Wir haben eines unserer Bilderlager verlegt und dadurch diesen neuen Ausstellungsraum gewonnen.

Und beim Anblick der rohen Wände während des Umbaus …

fiel mir ein, dass ich schon länger mal wieder eine Wand in unseren Räumen tapeziert haben wollte.

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Bildquelle: Franz Radziwill / Courtesy Galerie Ahlers

Also mal etwas anderes?

Viele verbinden heute eine Galerie oder ein Museum ja mit leeren weißen oder betongrauen Wänden, auf denen Bilder streng nebeneinander gehängt werden. 

Wir haben uns also alle an das Museum als sogenannten »White Cube« gewöhnt?

Genau, wir denken Museen und Galerien heute als großen weißen Würfel, in dem Kunst völlig ohne Architektur oder Ablenkendes drumherum betrachtet werden soll. Das Konzept hat eine gewisse Logik, wird jedoch, zumindest aus meiner Sicht, schnell langweilig.

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Bildquelle (v.l.n.r.): Lesser Ury (2), Franz Radziwill / Courtesy Galerie Ahlers 

An diesen beiden Wänden schlagen Sie andere Wege ein.

Nicht wirklich (lacht). Es ist ja keineswegs etwas Neues, Gemälde auf eine Tapete zu hängen. Man muss sich zum Beispiel Schlösser wie Fulda oder Detmold anschauen. Dort hängen alle Gemälde vor Stoffen oder Tapeten. Oder denken Sie an Weimar, in Goethes Wohnhaus hat jeder Raum eine andere Farbe.

Waren das Ihre Vorbilder?

Das mag unterbewusst vielleicht eine Rolle gespielt haben, war aber nicht der Hauptgrund. Ich mag es einfach, unsere Wände immer wieder zu verändern und neu zu denken. Sei es eine dunkelrote oder auch eine rosa Wand, die wir ebenfalls im Moment in unserer Galerie haben und sie für eine Petersburger Hängung nutzen, oder die dunkelgrauen Wände in unserer Werkstatt. Und jetzt eben diesen neuen Ausstellungsbereich mit Tapete.

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Bildquelle: Franz Radziwill / Courtesy Galerie Ahlers

Und was sagen Ihre Besucher?

Da gibt es zwei Lager. Ein kleiner Teil ist visuell etwas überfordert, der Großteil aber ist begeistert. Für die meisten aber ist es etwas Ungewohntes, Kunst in einer Galerie vor einem mehrfarbigen, gestalteten Hintergrund zu sehen.

Macht das nicht das gerade den Reiz aus, dieses Zusammenspiel zwischen Kunst und ihrer Umgebung?

Der Lichtstrahl auf dem Rahmen, der Schattenwurf auf der Wand, das Muster hinter dem Bild: All das lädt zum Entdecken ein. Viele Besucher sind überrascht, wie tief unser Gebäude ist und wie unterschiedlich die einzelnen Räume gestaltet sind.

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Bildquelle: Lesser Ury / Courtesy Galerie Ahler

Sie sagten aber auch, einige wären überfordert. Gibt es Kunst, die sich nicht mit Tapeten verträgt?

Das ist, glaube ich, sehr individuell. Was an unseren Wänden so schön ist: Sie zeigen den Besuchern, welche Wirkung ein Gemälde haben kann, wenn es in einem belebten Umfeld hängt. Das Kunstwerk hängt ja bei unseren Kunden auch nur selten in einem weißen, leeren Raum, sondern eben über dem Sofa oder dem Schreibtisch. Kunst harmoniert gut mit farbigen Wänden oder Motiv-Tapeten. Da gibt es für mich keine pauschalen Einschränkungen. Was zusammenpasst empfindet aus meiner Erfahrung jeder unterschiedlich. Man muss es einfach Ausprobieren. 

Welche Bilder sehen wir aktuell an den beiden tapezierten Wänden?

Wir haben zwei Arbeiten von Lesser Ury und ein Gemälde von Franz Radziwill auf der Vogeltapete Netherfield Park von Osborne & Little hängen. Beides sind Künstler der Klassischen Moderne, also vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Zuerst hing Lesser Urys Sonnenuntergang neben dem Radziwill. Das harmonierte gar nicht, Lesser Urys Berlinansicht dagegen passt perfekt zum Radziwill.

Die Vogeltapete dahinter bietet dabei einen sehr passenden Rahmen für die drei Werke, ohne selbst zu stark zu dominieren. Sie verleiht dem Raum eine wohnliche, gemütliche Stimmung, und macht die Betrachtung der Kunst noch schöner.


Die Galerie Ahlers

Die Galerie Ahlers wurde 1982 von Oliver Ahlers in Göttingen eröffnet. Neben einem festen, bis heute wachsenden Künstlerstamm, ist die Galerie, deren Räumlichkeiten aktuell 350 qm umfassen, auf Kunstwerke der Klassischen Moderne, der Kunst nach 1945 sowie der Zeitgenössischen Kunst in Form von Fotografien, Malerei, Bildhauerei, Zeichnungen und Videoinstallationen spezialisiert.

Von Göttingen aus wurde die Galerie zu einem festen Bestandteil des nationalen Kunsthandels. Als Mitglied im Bundesverband Deutscher Galeristen (BVDG) engagiert sich das Team um Oliver Ahlers im An- und Verkauf von Kunstwerken sowie deren Restaurierung. Auch die Beratung beim Aufbau von Sammlungen und der Unterstützung beim Verwalten von Nachlässen gehört zu den Schwerpunkten der Galerie.

Bis heute ist Oliver Ahlers neugierig geblieben und sucht nach vielversprechenden Talenten, die er regelmäßig in Ausstellungen seinem kritischen wie kunstverliebten Publikum präsentiert.


 

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Bild- und Video-Quelle: Arte International